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AM ANFANG WAR EIN VERSPRECHEN

Es begann mit dem Wunsch, meinem damals 9jährigen Sohn Manuel eine ganz andere Welt zu zeigen, weit weg von dem, was er in Bayern gewohnt war. Diese gemeinsame Entdeckungsreise führten Vater und Sohn nicht in Hotels und an Strände sondern in entlegene Gebiete Sri Lankas. Viel haben wir gesehen in diesen 4 Monaten, aber ein Erlebnis sollte letztlich zur Geburtsstunde von Little Smile werden.
Wir waren zu Fuß in den Bergen unweit der Stadt Haputale unterwegs. Eine Frau hatte uns auf dem kleinen Pfad durch endlose Teeplantagen entdeckt und in ihr entlegenes Dorf "entführt". Ich sollte von ihrer Tochter unbedingt ein Foto machen, da bereits zwei Kinder von ihr verstorben waren, ohne dass auch nur ein einziges Bild an sie erinnerte. Wir kamen in eine dieser namenlosen Behausungen, drei Langhäuser, mehr Ruinen, in denen die Teepflückerinnen mit ihren Familien hausten. Es gab weder Wasser noch Strom, ja nicht einmal einen einzigen Stuhl im Dorf. Die Kinder dort staunten nicht schlecht, hatten doch die meisten von Ihnen noch nie einen Weißen gesehen. Besonders begeistert freilich waren sie von dem Weißen in Miniaturausgabe, blond, blaue Augen.... Kinder brauchen nicht unbedingt die Sprache, um sich zu verstehen und schon bald spielte Manuel mit den dunklen Kindern Verstecken. Mir fiel gleich ein Mädchen auf, etwa 11 Jahre alt, sehr dünn, voller Narben, bekleidet nur mit einem zerrissenen Männerhemd. Sie war sehr schüchtern, man spürte förmlich, wie gerne sie mitgespielt hätte. Schließlich gab sie sich einen Stoß und lief mit den anderen Kindern.
Mit zunehmender Unruhe wartete ich auf die junge Frau, die ich fotografieren sollte, denn wir hatten Regenzeit und am Nachmittag waren dicke Wolken und Regen zu erwarten die eine Rückkehr unmöglich machen würden. Endlich kam eine Frau von der Arbeit in den Teeplantagen zurück. Doch sie schaute nur neugierig zu mir herüber. Fast gleichzeitig huschte das schüchterne Mädchen an uns vorbei. Wenig später wurde ich durch Kinderschreie aufgeschreckt, wie ich es noch nie in meinem Leben gehört hatte. Ich rannte an das andere Ende des Langhauses und sah die Frau, wie sie mit einem dicken Zimtprügel auf das am bodenliegende Kind einschlug. Sofort ging ich dazwischen, entsetzt und wütend zugleich. Es entstand ein großes Durcheinander, Männer und Frauen kamen gelaufen, ich verstand damals kaum tamilisch und erst der Frau, die mich hergebeten hatte, gelang es nach einiger Zeit, mühsam zu erklären. Bei dem Mädchen, das misshandelt worden war, handelte es sich nicht um die Tochter der Frau sondern um ein Waisenkind, das sie für ein wenig Geld gekauft hatte. Nicht zum Spielen sondern zum Arbeiten, wie sie entrüstet herausstieß. Das Kind aber hatte gespielt und bekam jetzt seine "gerechte Strafe". Niemanden hier fand etwas dabei, dass dieses Mädchen wegen NICHTS halbtodgeprügelt wurde. Es war ja nur ein Waisenkind.
Manuel und ich mussten die ganze Nacht in einem winzigen Raum des Langhauses verbringen, denn es hatte heftig zu regnen begonnen. Wir konnten nicht schlafen, wachgehalten durch das eben Erlebte und das leise Wimmern des unglücklichen Kindes.
In dieser Nacht versprach ich meinem Sohn, dass wir etwas für dieses Kind tun würden. Ich wollte es gleich am Morgen kaufen und einen guten Platz suchen. Doch als wir wild entschlossen am Morgen das Kind holen wollten, war es gestorben. Niemand im Dorf verstand unsere Empörung, unser Entsetzen, schließlich war das da doch nur ein Waisenkind gewesen.
Ich konnte das meinem Sohn gegebene Versprechen diesem unglücklichen, namenlosen Kind gegenüber nicht mehr einlösen. Aber, dieses Erlebnis sollte unser Leben verändern. Monate suchte ich nach einem Hilfsprojekt für Waisen in Sri Lanka, das ich unterstützen wollte. Viele Waisenhäuser habe ich genau angeschaut, eine Reise voller Ernüchterungen. Einige Male zahlte ich beim Versuch zu helfen auch Lehrgeld Schließlich rang ich mich dazu durch, nur unter Einsatz von einem Großteil meiner Zeit, meines Vermögens und all meiner Energien selbst einen Ort für diese Kinder zu schaffen.