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Danke für jeden MomentGedanken an einem besonderen Tag"Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht oder zerstört, sondern als etwas, das uns vollendet". (Antoine de Saint-Exupéry) Wenn man die Lebenszeit, vom Durchschnitt ausgehend, in Etappen zu jeweils 20 Jahren unterteilt, so habe ich die vierte und vermutlich auch letzte in Angriff genommen. Nun war und ist mein Leben so gar nicht durchschnittlich, vielleicht sind deshalb auch meine Gedanken und Gefühle ganz anders als sich das für einen nun 60jährigen gehört. Mal ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was mit diesem Datum so allgemein assoziiert wird, es ist quasi herbstlich am 18. September über mich hereingebrochen, alle Jahre wieder und in diesem Jahr war es dann eben ein runder.
Etwa ein Drittel all meiner Geburtstage sind regelrecht von einem Meer aus Bier weggeschwemmt worden. 18 mal hatte ich kaum Gelegenheit diesen Tag so zu gestalten wie ich wollte. O Zapft IS hieß und heißt der Schlachtruf mit dem ein gigantisches Sauffest beginnt und ich hatte die zweifelhafte Ehre, den Beginn des Münchner Oktoberfestes kameratechnisch einzufangen und dann die frohe Botschaft eben „O ZAPFT IS“ durch die gleichnamige ARD Live Sendung in die Welt zu posaunen.
Vor unendlich langer Zeit war ich gebeten worden, mir was einfallen zu lassen, aus dem man eine zweistündige Livesendung rund um den Beginn der Wies’n basteln könnte. Und ich ließ mir was einfallen und wunderte mich, dass man für so was mehr Sendezeit bekam, noch dazu in der ARD, als für irgend eine Dokumentation, die ich gemacht hatte. Irgendwann dann wurde das Münchner Volksfest zu einem Event, die privaten Fernsehanstalten wollten den Sendeplatz und die Zahl der Filmteams explodierte mit den Preisen fürs Bier um die Wette. Zeit das Feld zu räumen!
Und nun eröffne ich einen Tag nach denen auf der Theresienwiesn in München mein eigenes kleines Volksfest. Es gibt keinen Zaun, keine Taschenkontrollen, wir brauchen kein einziges Bierfass und auch Niemand, der pseudowichtig draufhaut. Einmal Happy Birthday aus etwa 400 Kinderkehlen, ein O.k. von mir und die Hüpfburg, die Monsterwasserrutsche und die Kletterburgen wurden gestürmt. Und weil unsere Betreuerinnen vom Begeisterungssturm mitgerissen wurden, waren Anka und ich plötzlich allein an der organisatorischen Front.
Eine gefühlte Ewigkeit hatte es bei uns in Koslanda nicht mehr geregnet, am 18. September 2016 gab es gleich zwei Schauer, die Wiese wurde zum Schlammbad, dem Spaß der Kinder tat es keinen Abbruch, im Gegenteil. Aus dem tropischen Regen tauchte dann wie ein Phantom mein Sohn Manuel auf, 90 kg Geburtstagsüberraschung frisch eingeflogen aus Deutschland.
An meinem ersten Abend dann in dem nun erreichten etwas reiferen Alter, nachdem das Hüpfen, Rutschen und Essen, das Singen und Tanzen, zur Erinnerung geworden, die Kinder hoffentlich mit viel Lachen und etwas Glück beschenkt eingeschlafen waren, ich dann endlich unter einem fast noch vollen Mond sitzend, völlig erledigt aber reich beschenkt nicht nur auf diesen Tag zurückblicke: Danke für dieses mein Leben, das nie einfach war, aber auch nie langweilig, voller Höhen und Tiefen, sehr vielen menschlichen Enttäuschungen aber ganz besonders in den letzten 17 Jahren begleitet von einem Lächeln der Hoffnung trotz Bürgerkrieg und Verfolgung, trotz Betrug und Verrat. Wer sein Leben als sinnvoll weil sinnstiftend erfahren darf ist reich. |