2015 – bist du wirklich schon wieder (fast) vorbei?
Nichts ist so vergänglich wie der Augenblick und nichts zählt weniger, als die Nachrichten von Gestern. Die Neuigkeiten jagen einander im Minutentakt. Wir sind vernetzt, sind kurze Zeit stolz drauf und danach bald genervt. Wie viele dieser „breaking news“ sind wirklich wichtig, haben Bedeutung für unser Leben? Die Fülle macht nachfragen oder gar hinterfragen nahezu unmöglich, die Nachricht als Unterhaltung für den Augenblick. Kein Wunder also, dass Little Smile bald aus den Schlagzeilen verschwunden war, von Vielen vergessen wurde, das Wunder ist eher, dass es immer noch Menschen gibt, die an uns denken, uns unterstützen!
Was war das vor nunmehr 11 Jahren, am Ende des Jahres 2004 für ein Aufbruch, der gerade auch durch Deutschland ging, ausgelöst von der Nachricht, dass eine Jahrtausendwelle über ahnungslose Menschen hereingebrochen ist, weit weg in Indonesien, in Sri Lanka. Der damalige Bundeskanzler Helmut Schröder wandte sich in einer beeindruckenden Neujahrsansprache an seine Landsleute. Der Tenor: Wir alle können was tun, können helfen. Und die Deutschen, zumindest viele von ihnen, ließen sich nicht lange bitten. Auch Schulen, Gemeinden, Städte wollten mithelfen eine zerstörte Welt wieder aufzubauen.
Lange ist’s her und so viel ist seitdem passiert. Inzwischen kam das Elend in Gestalt von etwa 1 Million Flüchtlingen nach Deutschland. Weit weg im Bergurwald von Sri Lanka höre ich von der neuen Hilfswelle in Deutschland, dem Glauben daran, das Unglaubliche zu schaffen allen Ängsten und Zweifeln zum Trotz. Und darum möchte ich aus der Ferne meinen Beitrag leisten, indem ich Ihnen Mut machen will, ganz einfach dadurch, dass ich zeigen kann und will: Es lohnt sich zu helfen, Menschlichkeit macht uns reicher, auch wenn sie Geld kostet. Viele, sehr viele Menschen habe sich damals, nach der gigantischen Naturkatastrophe mehr als 10.000 Kilometer entfernt, zusammengesetzt und haben, nicht zuletzt durch Little Smile, Not gelindert, Zukunft geschenkt durch den Bau von Schulen, eines Krankenhauses und vieler anderer kleinerer Projekte. 2005, also vor genau 10 Jahren war das. Man gab mir damals einen ungeheuren Vertrauensvorschuss. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Probleme und Schwierigkeiten meine Arbeit hier behindern würden, wie viel Neid und Missgunst. Aber, ich hatte JA gesagt, zu den Menschen hier, die Hilfe brauchten und zu den Menschen in meiner alten Heimat, die bereit waren zu helfen. Auch ich habe mir immer und immer wieder sagen müssen: Ja, ich schaffe das, wie ein Mantra, eine Beschwörung. Ich habe nicht erlaubt, dass Gelder abgezweigt werden, machte mir dadurch Feinde auch unter den eigenen Mitarbeitern. 2007 mussten fast alle ausländischen Tsunamihelfer Sri Lanka verlassen, ich fand einen Weg und blieb und das obwohl meine Mutter schwer krank war und mein Arbeitgeber der Bayerische Rundfunk meine baldige Rückkehr anmahnte. Wie hätte ich damals gehen können, wo überall Korruption herrschte, wo ich mitansehen musste, wie viele der Projekte anderer Organisationen in den Sand gesetzt und vergessen wurden? Meine Mutter starb, ich verlor meine Arbeit und meine Sicherheit. Nur sehr Wenige schienen sich nach 2008 noch für das zu interessieren, was ich, was Little Smile in Sri Lanka taten. Der so viel zitierte Slogan der Nachhaltigkeit klang da für mich wie Hohn. Der Bürgerkrieg flammte von neuem auf, ich riskierte Kopf und Kragen, um im Krisengebiet an der Ostküste weiterhin zu helfen, stellte 2009 ein Krankenhaus fertig, 2010 zwei neue Kinderheime und 2011 eine Internationale Schule.
Als ich 2010 ins Gefängnis kam, weil ich mich nicht erpressen ließ, nicht bereit war, mein den Spendern und mir selbst gegebenes Versprechen zu brechen, standen viele Menschen in meiner alten Heimat zu mir, ich war also doch nicht vergessen. Weder zahllose Gerichtsverhandlungen noch Bedrohungen konnten mich mürbe machen, ich wusste nun und ich weiß: ich bin nicht allein. Danke! 16 Jahre sind vergangen, seit ich mich auf das Abenteuer Menschlichkeit eingelassen habe in einer mir damals fremden Welt. Das ist eine lange, sehr lange Zeit. Und auch wenn sie mich weit weg geführt hat von dem, was mir einst vertraut war, es gibt Gefühle die stehen jenseits von Zeit und Raum, Liebe zu Menschen, aber auch zur Heimat etwa. Und dass ich jetzt auch noch stolz sein darf auf die daheim, darauf, dass sie etwas versuchen, wovor die meisten anderen Länder Angst haben, nämlich Flüchtlingen ihre Türen zu öffnen und ihre Herzen, auch dafür möchte ich einfach einmal DANKE sagen. Als Kind habe ich im Altenheim St. Elisabeth in Eichstätt am Heiligen Abend oft für die alten Menschen gesungen, wir habe auch meist die Herbergssuche gespielt. „Wer klopfet an? Oh zwei gar arme Leut“… Wir wissen, wie die Geschichte ausgegangen ist. Der Heiland, Sohn Gottes, wurde im Stall geboren, weil in der Herberge kein Platz für IHN war. Menschen in meiner alten Heimat haben gelernt, sie haben uns hier geholfen und sie helfen heute den Menschen, die aus Bedrängnis und Not an deutsche Türen klopfen. Menschlichkeit wird nicht falsch, weil es schwarze Schafe gibt, die sie ausnützen? Ich lebe hier in einem überwiegend buddhistischen Land. Warum ich Christ geblieben bin? Weil Gott nur im Christentum Mensch geworden ist, weil wir Gott lieben können, indem wir unseren Bruder, unsere Schwester lieben, gerade wenn sie in Not sind.
Weihnachten meint genau dieses „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“? Vor 10 Jahren haben viele von Ihnen ihr Herz geöffnet für die Not der Menschen in Sri Lanka. Sie haben dadurch vielen Kindern ermöglicht in ihrem Land aufzuwachsen und zu lernen. Sie müssen heute Nirgendwo hingehen, können ihr Sri Lanka gestalten, hoffentlich auch ein bisschen besser machen.
2015 sagen Sie nun Ja zu den Flüchtlingen vor der eigenen Haustüre, das ist großartig, mutig und im besten Sinne menschlich.
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Hilfe, die die Helfer beschenktWeihnachtsgedanken aus dem Bergurwald Sri LankasDANKE für damals und heute und von Herzen Ihnen daheim: Frohe Weihnachten! Luxmi war selbst Kind in Little Smile. Heute hält sie unser Christkindl 2015 auf dem Arm. Vom Vater verstoßen, unehelich geboren, heimatlos. Kurz vor Weihnachten haben wir unser Tor und unsere Herzen auch für diesen kleinen Tamilenjungen geöffnet, werden ihn viele, viele Jahre begleiten und hoffentlich einen guten Menschen aus ihm machen. |