Schlag Mitternacht haben sich „meine Großen“ herausgeputzt, haben sich mit ihren selbst gebastelten Geschenken und mit einem Lächeln vor dem Haus versammelt, um mir zu gratulieren. Und während ich lächle gehen mir viele Gedanken durch den Kopf:
Mein Gott, wieder ein Jahr! Nicht dass mich mein Geburtstag erschrecken würde oder die Zahl die dahinter steht: 56. Obwohl, komisch ist es schon, diese Zahl mit meiner inneren Vorstellung von mir selbst und meinem Alter in Einklang zu bringen. Immerhin beginnt für mich jeder Tag vor dem Morgengrauen und ist selten vor Mitternacht wirklich zu Ende, immerhin laufe ich in tropischer Hitze und in meist bergigem Gelände Tag für Tag viele Kilometer, ohne dass mir die Luft knapp wird, immerhin…
Also eines ist klar, noch mal so lange habe ich nicht. 112 wurde nicht mal Johannes Hesters der fast Unsterbliche. Also, wie viele Geburtstage bleiben mir noch, vielmehr wie viele Jahre dazwischen, um auf diesem Planeten meine Spuren zu hinterlassen, Spuren der Menschlichkeit, der Liebe?
Geburtstage, für mich war und sind diese Tage immer auch Grund zu danken, dafür dass ich dieses Leben bekam, für meine Eltern und ihre Liebe, für meine Kindheit, meine Begabungen und die Chancen, die mir geschenkt wurden.
Geburtstage sind aber auch immer ein guter Anlass nachzudenken und zurück zu blicken. Die Zukunft kennen wir nicht, aber das was war, auf das können wir schauen, nachdenklich den Weg betrachten mit all seinen Kurven und Abzweigungen, der uns in das Hier und Heute geführt hat.
Nicht alles, was bei so einem Nachdenken in den Sinn kommt, gehört in die Öffentlichkeit, aber da ich überzeugt bin, dass ich den richtigen Weg gehe und es gut ist, wenn andere Menschen über das, was ich versuche, nachdenken und weil es Menschen gibt, die auch in schweren Zeiten zu mir und zu Little Smile gestanden sind, möchte ich es wagen, einige dieser meiner Gedanken zu teilen.
Sich auf Unbekanntes einlassen, etwas riskieren, nicht in einer virtuellen Welt, wo man einfach wieder neu startet wenn etwas schief geht, sondern im realen Leben.
Als ich ein Junge war habe ich die Geschichten der großen Entdecker verschlungen. Warum nur, so haderte ich mit meinem Schicksal, bin ich so spät geboren, warum nicht 500 Jahre früher als große Teile dieser Welt noch unbekannt waren. Ich bewunderte diese Männer, die loszogen ohne zu wissen, was das Heute bringen wird und schon gar nicht, was das Morgen bereithalten würde. Dabei hatte ich großes Glück mit „meiner“ Zeit, das Fernsehen steckte noch in den Kinderschuhen, es gab gerade mal zwei Programme, die nur vom späten Nachmittag bis in den Abend sendeten. Fast Nichts von dem, was die zeigten, interessierte uns Jugendliche. Am Abend bildeten sich vor den öffentlichen Telefonzellen lange Schlangen und wenn eine mal frei war, dann war sie garantiert kaputt, also kam man auch gut ohne Telefon klar. Es gab viele Monate, in denen ich nicht einmal telefonierte. Wozu auch? Man traf sich wie verabredet, man schrieb sich noch Briefe, wenn man aufbrach dann war man unterwegs, war nicht erreichbar, irgendwie frei. Das soziale Netzwerk war das Leben, war das, was man zusammen tat, man kannte seine Freunde weil man sie erleben, ja spüren konnte und musste.
So gesehen bin ich privilegiert, gehöre zu den Menschen, die Handy und Internet benutzen, aber eben nur so viel und so oft wie es sinnvoll und notwendig ist. Nie werde ich vergessen, was mir mein damals 14jähriger Sohn Manuel antwortete, als ich ihn fragte, warum er das Computerspiel „Siedler“, das er sich so sehr gewünscht hatte, nicht mehr mochte. „Papa, warum soll ich etwas nur im Computer spielen, was du in Wirklichkeit machst? Da besuche ich dich viel lieber in Little Smile“.
Wer ständig „postet“, was er gerade tut, der erlebt wenig, weil ihm diese Zeit schlicht und ergreifend fehlt, um etwas zu erleben. Wer sich ständig mitteilt, vergisst zu reflektieren.
Nein, ich bin kein Feind des Internets, ich glaube nur, dass es in seiner Bedeutung für unser Leben überschätzt wird, denn Leben muss man leben, man kann es weder spielen noch übers Handy verschicken.
Und so ist es schwer, eigentlich unmöglich, dieses mein Leben hier zu beschreiben, in einer Welt, die sich immer weiter weg bewegt von dem, was ich hier jeden Tag lebe. Nichts ist vorhersehbar, planbar, jeder Moment ist voller Überraschungen und Herausforderungen. Es ist ein Prozess ständiger Veränderungen, so wie sich die Welt um mich, um uns herum, ständig verändert. Freilich, nach wie vor gilt: Im Mittelpunkt meines Denkens und Handelns steht die Hilfe für Kinder in Not hier in Sri Lanka. Und von denen gibt es, dem angeblichen wirtschaftlichen Aufschwung zum Trotz, heute mehr als je zuvor. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mindestens ein Kind an unserem Tor um Aufnahme bettelt.
Als ich die 9te Klasse des Gymnasiums in Eichstätt besuchte, ließen besonders meine Lateinkenntnisse sehr zu wünschen übrig. Der strenge aber gerechte Lateinlehrer konnte es einfach nicht fassen, dass ein Schüler, der so viel übrig hatte für Geschichte, Erkunde und Deutsch, ausgerechnet in seinem geliebten Latein mit viel Phantasie den fehlenden Wortschatz bei so mancher Übersetzung zu kompensieren versuchte. Und als dieser Schüler dann auch noch mit Geschick und Wortwitz seine sehr freien Übersetzungen versuchte zu rechtfertigen, meinte der nur: „Geh doch hin wo der Pfeffer wächst!“ Wie konnten er und ich wissen, dass ich zumindest diese Anordnung viele, viele Jahre später, befolgen sollte. Professor Philipp ist längst pensioniert und obwohl ich nie sein Musterschüler in Latein wurde, wurde ich sein Lieblingsexschüler, der auch ohne Cicero und Homer einen Weg im Leben gefunden hat, den der alte Lehrer nicht nur respektiert sondern regelmäßig finanziell unterstützt.
Dabei hat zunächst viel nach einer durchaus deutschen Karriere ausgeschaut. Getragen von Fleiß, Ausdauer, Begabung und Pflichtbewusstsein machte ich meinen Weg in den Medien, landete schließlich beim Fernsehen und das in einer Zeit, in der das noch etwas ganz, ganz besonderes war, immerhin gab es ja nur die staatlichen Sender. Dass dann Einer, ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Fernsehkarriere, seinen Lieblingsberuf, Wohlstand, Sicherheit, ja sogar die eigene Familie verlässt, um sich auf ein völlig unsicheres Leben einzulassen, da wo der Pfeffer wächst und viel Not und Ungerechtigkeit zuhause sind, nachvollziehbar ist das kaum und auch nicht leicht zu erklären.
Es war nicht die klassische Lebenskrise, keine Scheidung, keine Unzufriedenheit mit Beruf oder Privatleben. Nein, es ging mir gut, sehr gut sogar und mein Beruf machte mir Spaß und war hervorragend bezahlt.
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18. September 2012 – schon wieder Geburtstag!Ich liebte meine Familie, genoss es, meinen kleinen Sohn Marco heranwachsen zu sehen. Und doch, wenn ich mir ausmalte, wie mein Leben weiter verlaufen würde, immer mehr Wohlstand, öffentliche Anerkennung, vermeintliche Sicherheit, so waren dies nicht meine Ziele. Am Ende meines Weges wollte ich sagen können: Es war gut wie es war, für mich, aber eben auch für andere und irgendwas von mir, etwas Positives, lasse ich auf dieser Welt zurück, wenn ich selbst nicht mehr bin.
14 Jahre ist es her, dass ich an einer Wegkreuzung stand, dass ich mich auf den steilen und unsicheren Pfad mit dem Namen Menschlichkeit einließ. Schritt für Schritt habe ich mich von den alten Pfaden meines Lebens entfernt. Es war nicht leicht und hat oft wehgetan, ja tut heute noch weh, denn es ist nicht so, dass im Leben stets die belohnt werden, die Gutes tun. Eine kleine Ewigkeit bin ich nun hier im Bergdschungel Sri Lankas, habe Bürgerkrieg und Tsunamikatastrophe erlitten und versucht nachhaltig zu helfen. Eine beeindruckende Anzahl von Gebäuden, Krankenhäuser, Schulen, Kinderheime, ein ganzes Kinderdorf und ein einzigartiges Kulturzentrum sind Folge dieser meiner Entscheidung. Und doch gibt es nicht einen Moment, an dem ich das Gefühl habe, ich könne mich zurücklehnen und zufrieden auf so was wie ein Lebenswerk schauen. Im Gegenteil:
Ich komme mir manchmal vor, wie auf einer Insel umgeben von Zerstörung, von Lüge und Gier. Tag für Tag hören wir Motorsägen, die sich in die letzten Bergwälder fressen, sie auffressen. Schnelles Geld ist das, nach dem Morgen fragt hier Niemand. Und das Wenige, das übrig bleibt wird angezündet, entweder um den wilden Tieren die Deckung zu nehmen damit man sie besser jagen kann oder weil man für die Kühe das junge Elefantengras braucht. Dass durch die ständigen Feuer das Nachwachsen von Bäumen unmöglich gemacht wird, das Quellen versiegen und Wasser selbst hier in den Bergen längst knapp geworden ist, es scheint egal zu sein. Weil aber auch hier Jammern und Klagen nicht weiterhilft, habe ich von 4 Jahren begonnen, nur 7 Kilometer vom Kinderdorf entfernt eine Musterfarm aufzubauen. In Dikkapitia wollte und will ich zeigen dass es möglich ist, mit der Natur zu leben und nicht durch Raubbau nur kurzfristig Geld zu machen sondern so zu wirtschaften, dass wir Menschen in und von einer intakten Natur leben können. Zugegeben, es ist nicht einfach, denn auch in Sri Lanka wächst Unkraut viel schneller als Nutzpflanzen. Und doch verzichten wir auf die Giftkeule. Und wir geben in unserer Farm besonders Witwen und verlassenen Frauen mit Kindern regelmäßig Arbeit. Dem Unkraut mit der Hacke zu Leibe rücken ist anstrengend und auch teurer als Gift verspritzen. Und so wurden wir sogar von den Regierungsberatern für Landwirtschaft verlacht. Inzwischen hat sich jedoch herumgesprochen, dass sich schadstofffreie Gewürze besser verkaufen lassen, dass sich Verantwortungsbewusstsein gegenüber Natur und Kunden durchaus bezahlt machen kann, inzwischen lehren wir eben jenen Beratern wie ökologische Landwirtschaft funktioniert. Zugegeben, ich bin noch meilenweit von meinem Ziel entfernt, mit den Einnahmen der Farm den Unterhalt des Kinderdorfes Mahagedara bestreiten zu können. Aber ich habe dieses Ziel nie aus den Augen verloren, egal wie groß die Probleme waren oder sind. Und ein wichtiger Schritt auf diesem Weg könnte die Direktvermarktung unserer Little Smile Gewürze sein. Little Smile will nicht um Hilfe und Almosen betteln. Wir möchten etwas leisten und mit der gerechten Entlohnung die Zukunft für viele Kinder hier in Sri Lanka gestalten.
Hilfe zur Selbsthilfe, ein tolles Schlagwort für Sonntagsreden, doch hier in der Farm von Little Smile wird das, was meist nur im Munde geführt wird, Wirklichkeit. Doch selbst wenn man ein gutes Produkt hat, muss man noch viel Geld bezahlen, damit offiziell geprüft und bescheinigt wird, dass Little Smile Gewürze nach den Regeln des „Fairen Handels“ und im organischen Anbau hergestellt wurden.
Ich habe mir das Erscheinungsbild der Dosen selber ausgedacht, alles, wirklich alles, kommt von mir, von Little Smile, von Herzen. Ich habe hier immer wieder erfahren: Man kann viel, sehr viel schaffen, wenn man es wirklich will und wer wie ich das Unmögliche mit aller Kraft versucht, der schafft Einiges.
Mit dem Kauf jeder Dose erwerben sie nicht nur gesunde herrlich schmeckende Gewürze, sie tragen dazu bei, dass Kinder aber auch die Natur hier in den Bergen Sri Lankas lächeln. Klar, jede Dose ist nur ein Tropfen aber besteht nicht auch der Ozean aus lauter einzelnen Tropfen? Ihr Michael Kreitmeir Wer sowohl sich etwas Gutes tun will und dabei auch noch die Ziele von Little Smile unterstützen, der kann Pfeffer weiß und schwarz, die Dose mit je 100 Gramm sowie Zimt und Nelken, die Dose mit je 50 Gramm für je 4.90 Euro zuzüglich Verstand bestellen per Mail unter
bei Little Smile Organic Bayern Schottenau 56 in 85072 Eichstätt |