Nicolas Bouvier, dieser herausragende Reiseschriftsteller, war 1955, eine Jahr vor meiner Geburt, in Sri Lanka, das damals noch Ceylon hieß. In seinem Reisebuch steht: „Wenn man wüsste, was auf einen zukommt, würde man es nie wagen, glücklich zu sein.“
Was kann, was soll ich schreiben im Rückblick auf ein Jahr, das zu beschreiben diese Zeilen sprengen würde und das neben guten auch sehr viele schwere Momente hatte?
Während Sri Lanka erfolgreich die Werbetrommeln rührt und Touristen zurückströmen in „das Land des Lächelns“, werden den Nicht-Regierungs-Organisationen im Land viele Steine in den Weg gelegt, wird soziale Arbeit misstrauisch beobachtet und leider auch allzu oft behindert. Aber ich will hier nicht von Intrigen, von Verfolgung und meiner Zeit im Gefängnis schreiben. Manchmal muss man im Leben den Preis bezahlen dafür, dass man an etwas glaubt. Ich glaube an Wahrheit, an Ehrlichkeit und daran, dass, von allem was man im Leben schaffen kann, von allem was man tut, letztlich nur die Liebe dauerhafte Spuren hinterlässt. Diese Überzeugung, ja dieses Wissen gab mir auch in den schweren Momenten im Gefängnis die Kraft, daran zu glauben, dass das, was ich, was Little Smile die letzten 11 Jahre geschaffen hat, nicht umsonst war, gleichgültig was die Zukunft bringen wird, denn:
die Liebe bleibt!
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Das Glück wagen!Grace ist für ihre 8 Jahre sehr klein. Sie lebte in der Trockenzone nahe der Stadt Kataragama. Die Eltern, heimat- und mittellose Tamilen, konnten das kleine Mädchen nicht einmal vor den Zudringlichkeiten betrunkener Männer schützen. Irgendjemand erzählte Ihnen von einem Dorf des Lächelns, einem Ort der Zuflucht auch für tamilische Mädchen. Die Hoffnung hat sie hergeführt, mehr als 100 Kilometer sind sie gewandert, Geld für den Bus hatten sie nicht.
Grace hat 2010 hier eine Heimat gefunden und Liebe, so wie 16 weitere Kinder in Not, die 2010 zu uns kamen. Also war es doch ein gutes Jahr! Wo immer mir Grace heute begegnet, lächelt sie mich an, hält voller Vertrauen meine Hand. Ein Blick in ihre Augen – für mich ist das Glück! Und darum wage ich die Zukunft, ganz egal was auf mich zukommt. 2010 war tatsächlich ein gutes Jahr weil wir gerade in der Dunkelheit erleben durften, dass wir nicht alleine sind, dass es, besonders in Deutschland, Menschen gibt, die mit uns sind, gerade in schweren Zeiten. Mit dieser Gewissheit lässt sich die Zukunft wagen, werden die Tage, Wochen und Monate des Jahres 2011 Glück bringen, für Kinder in Not und damit auch für uns. DANKE, dass sie dieses Glück mit uns gemeinsam wagen! Im Namen all dessen an was ich glaube, im Namen all derer, für die ich Verantwortung trage, im Namen aller Mitstreiter wünsche ich Ihnen von Herzen Momente der Freude, ja des Glücks im Jahr 2011 Ihr Michael Kreitmeir |