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Liebe Freunde und Wegbegleiter
 
Ich schreibe diese Zeilen aus dem Gefängnis von Monaragala, in dem ich seit sieben Tagen unter für Europäer nicht einmal vorstellbaren Bedingungen eingesperrt bin. Ich habe Angst um das großartige Werk, dass ich mit der Hilfe Vieler hier in Sri Lanka geschaffen habe. Wie so oft geht es um Geld und Gier und in diesem Fall auch um eine grenzenlose Menschenverachtung. Ein lokaler, tamilischer Minister wollte im Frühjahr 50.000 Dachbleche im Gesamtwert von etwa 200.000 Euro von mir erpressen, wobei 20.000 nur auf dem Papier existieren sollten. Dieses Geld sollte direkt an ihn gehen. Die restlichen Dachbleche sollten medienwirksam für den Wahlkampf seines Onkels verwendet werden. Der Minister, der in der UVA- Provinz ausgerechnet auch noch für Kinder zuständig ist, machte mir sehr deutlich, dass er mich und alles was ich geschaffen habe, zerstören könne und würde, sollte ich nicht mit ihm arbeiten. Ich lehnte ab, worauf dieser Minister drohte: ”Zuerst nehme ich dir dein Land weg, dann lass ich deine Kinder vergewaltigen und dann bist du dran!” Er habe nichts gegen mich persönlich, das sei eben “Business”.
 
Ich machte eine Anzeige bei der Polizei in Bandarawella und danach bei der Deutschen Botschaft in Colombo. Das war vor etwa sechs Monaten.
 
Am Dienstag, den 17. August brach ich früh am Morgen nach Kalmunai auf. Mit dabei mein Sohn Manuel, ein tamilisches Kind, das Freundinnen in unserem Mädchenhaus in Palugamam treffen wollte und die Betreuerin Bawani, deren Tochter wir dort abholen und für die Ferien heimbringen wollten. Hauptgrund war jedoch eine Planungsbesprechung im Konvent der Karmeliterinnen in Kalmunai. Dort bauen wir eine Internationale Schule. Nach der Besprechung und dem Besuch der Mädchenhäuser bei Palugamam waren wir auf dem Heimweg, als unser Auto kurz vor Monaragala gestoppt wurde, und zwar von etwa 30 schwer bewaffneten Angehörigen eines Sondereinsatzkommandos. Nach mehr als 30-minuetiger Durchsuchung wurde angeblich unter dem Schmutzfänger des hinteren Sitzes ein Päckchen gefunden, mit Drogen, so die sofortige Behauptung. Mir war schlagartig klar, dass all dies von dem Minister aus Badulla inszeniert worden war. Er wurde lange von dieser Spezialeinheit “beschützt”.
 
Wir wurden gezwungen, zur nächsten Polizeistation zu fahren, wo wir getrennt und die ganze Nacht verhört wurden. Bawani, als Tamilin in diesem rein singhalesischen Gebiet, voller Angst, wurde bedroht, sie solle gegen mich aussagen, sonst würde sie für 25 Jahre eingesperrt. Fast 6 Stunden konnte ich meinen Sohn Manuel nicht sehen, sie drohten mir, dass meinem Sohn die Todesstrafe erwartet, sollte ich nicht gestehen. Wie ich später erfuhr wurde Manuel für diese Zeit in einem dunklen Loch eingesperrt ohne irgendwelche Informationen und bei der Bitte um Anruf bei der Botschaft beschimpft und bedroht.


Am nächsten Tag wurden wir vor Gericht gestellt. Während die Anderen, Gott sei gedankt, freigelassen wurden, kam ich ins Gefängnis. Noch in der Nacht meiner Verhaftung drang der selbe Trupp ins Kinderdorf ein, drohten unserer jungen Betreuerin dort mit Folter („... dir ziehen wir die Haut bei lebendigen Leibe ab“), drangen mit meinen Schlüsseln, die sie in der Polizei entwendet hatten, ins Haupthaus ein und nahmen mit, was ihnen gefiel. Auch die anderen Häuser wurden “durchsucht”. Was fehlt kann ich vom Gefängnis aus nicht feststellen. Oder wurden auch hier Drogen versteckt, um sie bei späteren Durchsuchungen zu entdecken?

Die Kinder und Betreuerinnen haben Angst, schreiben mir herzzerreißende Briefe: ”Dear father, please come home!” Asha beispielsweise, ist seit mehr als 10 Jahren im Kinderdorf, hilft inzwischen mit, die jüngeren Geschwister zu betreuen. Sie schreibt ihrem “Lokuthatha – großen Vater – folgenden Brief:
Übertragung ins Deutsche

Es darf nicht sein, dass kriminelle Elemente so vielen Kindern ihr Zuhause, ihre Zukunft wieder wegnehmen, es darf nicht sein, dass nach dem Schrecken des Krieges korrupte Politiker und über dem Gesetz stehende Spezialeinheiten den Menschen Sri Lankas jede Hoffnung auf einen wirklichen Neuanfang rauben.
 
All meine Hoffnung setze ich auf den Präsidenten Sri Lankas.
Bitte schreiben Sie in Englisch höflich an den Präsidenten Mahinde Rajapakse


President Mahinda Rajapakse
President of Sri Lanka
„Temple Trees“
Colombo 3
SRI LANKA
(Staatspräsident - korrekte Anrede: Dear President)
Telefax: (00 94) 112-446 657, (00 94) 112-472 100


und bitten sie um Schutz für das Kinderdorf und für die anderen Sozialprojekt von Little Smile.
 
Ich habe nie um Hilfe gebeten, aber jetzt muss ich! Ich brauche Sie, die Kinder brauchen Sie, Little Smile braucht Sie, ein besseres Sri Lanka braucht Sie.
 
Ihr Michael Kreitmeir
 
Häftlingsnummer 2106, Gefängnis Monaragala, Sri Lanka
Am Abend des 25. August wurde Michael Kreitmeir völlig überraschend aus dem Gefängnis freigelassen. Sein Pass bleibt jedoch eingezogen, er darf das Land nicht verlassen. Am Montag, dem 30. August wird die erste Verhandlung gegen ihn stattfinden.
Das Bild zeigt ihn erschöpft aber glücklich bei der Ankunft im Kinderdorf.