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Makrelen in Rot

Wie sich das WORLD FOOD PROGRAM um unsere Kinder sorgt

Doni war die Erste, die atemlos im Kinderdorf ankommt. Stolz zeigt die 6jährige ihre Beute, eine knallrote Konserve, die sie heute, wie alle Grundschulkinder des National College Koslanda, nach langem Schlange stehen übereicht bekam. 540 Gramm, überwiegend öliges Wasser, mit Salz und einer Makrele, in Blech verpackt, sowas bekommt man schließlich nicht alle Tage. Nun sind Dosen in unserer vom Fortschritt noch nicht so gesegneten Region die Ausnahme, Fisch kommt in Holzkisten auf umgebauten Mopeds von der Küste, frischgehalten mit ein paar Eisstücken. Der Preis liegt pro Kilogramm, ganz ohne Öl Salz und Blech, mit etwa 300 Rupien, umgerechnet etwa 1 € und 50 Cent, weit unter dem von Hühnerfleisch. Trotzdem wird auch Fisch von vielen Menschen hier wegen ihrer buddhistischen Einstellung nicht gegessen.
Ich starre auf die Zeichnung einer gekrümmten Makrele in einem roten Farbenmeer, muss unwillkürlich an Fischsterben in einem verseuchten Ozean denken, drehe die Dose und lande bei der japanischen Flagge, einer Fischereination, die bekannt dafür ist die Meere leer zu fischen, vom Wal bis zur kleinste Sardine. Was aber tut eine Makrele, vielleicht sogar von der japanischen Fischerflotte vor den Küsten Sri Lankas gefangen, dann nach Japan geschippert, dort mit reichlich Öl und Salz in Konserven verpackt, hier im Bergurwald von Sri Lanka? Der Doni ist das egal, sie will das schwere Ding loswerden, am liebsten tauschen gegen etwas Essbares. Ganz offensichtlich ist das jedoch nicht nur unserer Zweitklässlerin egal. Während ich die Hilfsdose noch verwundert in den Händen halte stürmen Sabdika, die Zwillinge Sudu und Sandu, Hiruni, Nisali und Udeshika begeistert auf mich zu, laut „me too“ schreiend und stolz ihre rote Beute schwingend. Von Fragen bestürmt bleibt mir nichts übrig als mit dem Taschenmesser, Stich für Stich, in die Eingeweide der Dose vorzudringen, einen Öffner haben wir hier aus Mangel an dieser umweltfreundlichen Verpackung nicht. Endlich ist es geschafft, sogar ohne Verletzungen, ein letzter Stich, der Deckel wird aufgehebelt und gibt etwas undefinierbar Braunes frei, das nicht einmal mit dem zweiten Blick an einen Fisch erinnert. Die Gesichter der Mädchen zeugen nicht von Begeisterung und als Krishan, der wie so oft als Letzter ankommt, die Bescherung sieht, lässt er unweigerlich seine Dose fallen, für die sich nun unser Babyhund Leo interessiert. Das wiederum hat das großherzige Geschenk der „United Nations“ nun auch wieder nicht verdient, also vertreibe ich den Vierbeiner und berge das verbeulte gute Stück. Weil aber das Auge bekanntlich mitisst und der Geruch nur klein Leo antörnt, gibt es zum Trost nach einem Gruppenbild mit einem Herrn, acht Damen und 9 Makrelen etwas Süßes.
Eine gute Woche später wiederholt sich das gleiche Spiel mit den Kleinen aus der tamilischen Schule. Die Fischer und Fabriken Japans sind eben fleißig und die Damen und Herren des Welt Ernährungsprogramms der UN können nicht nur nicht gut rechnen oder haben einfach zu viel Geld oder selber eine Fabrik in Japan, oder Anteile an einem der Fischerbote oder, oder, oder.  Weil sonst kapiere ich das einfach nicht, warum man einen Fisch irgendwo auf dem Ozean fängt, nach Japan schifft, dort in eine Dose verpackt, die garantiert nie mehr recycelt wird, dann Fisch in der Dose nach Sri Lanka schifft, auf einen Lastwagen verlädt und dann mehr als sieben Stunden hierher fährt, wenn man frischen Fisch in der gleichen Menge in Koslanda für 50 Cent kaufen kann?
Auf Ihrer homepage wirbt diese Monsterorganisation der UN  unter Sri Lanka damit, dass man 160.000 Schulkindern auf der Insel bei der Ernährung hilft. Also nur zum Mitschreiben: unsere 21 Grundschüler der singhalesischen und tamilischen Schule haben die Aufnahme offiziell verweigert und so haben wir diese Spende unbemerkt unter den frischen einheimischen Fisch gemischt, gut für die UN Statistik, weil so haben die gleich bei allen unseren 97 Kindern in Mahagedara bei der Ernährung mitgeholfen. Danke Japan, Danke UN. Bleibt nur die Frage: Was machen wir jetzt mit den 21 Dosen? Oder nehmen die diese zurück? Wäre doch ein tolles Projekt für die Umweltschutzorganisation der UN so unter dem Schlagwort: Sri Lanka vom Müll befreit und in Japan recycelt.