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Save the business

Die Kehrseite der Hilfsindustrie

Jetzt ist es also passiert! Vielmehr passiert ist es schon viel früher und ganz sicher nicht nur einmal und nur in Haiti. Aber was jetzt passiert ist das ist wirklich schlimm: Es ist rausgekommen! Irgend so ein Nestbeschmutzer hat nicht dicht gehalten.
Kurz die Geschichte:
Da ist so eine Hilfsorganisation, genauer ein Monster von einer Hilfsorganisation. Keine Katastrophe ohne OXFAM. Egal wie schnell die Reporter auch waren, wenn wieder mal die Natur zu geschlagen hat, ein Tsunami hier ein Erdbeben dort, OXFAM ist schon da, gut kenntlich an Fahnen und T-Shirts.
Auch mir sind die bereits begegnet, mit geballter Macht und zwar nach dem Tsunami am 2. Weihnachtstag 2004. Überall wo eine Kamera war, haben die Sachen verteilt, zusammen mit den Kollegen von UNICEF und „Save the Children“. Eigentlich waren die eher nicht zusammen, sondern nur am gleichen Platz, wo viel Katastrophe schon auf den ersten (Kamera)Blick deutlich wurde, sie waren in einem Wettstreit um die schnellsten und eindringlichsten Fernsehbilder. Wer da dabei ist der geht garantiert nicht leer aus bei den Spendern, wer aber zu spät kommt oder nicht schaut wo die Kameras sind sondern wo die Not am Größten ist und dann auch noch das Tshirt mit dem Logo des Arbeitgebers nicht eingepackt hat oder gar keins hat... der ist ganz gewiss kein Profi.
Was Schlimmeres als kein Profi zu sein gibt es gar nicht. Wieder so ein Gutmensch, ohne jede Ahnung auf was es hier wirklich ankommt. KINDER beispielsweise, Kinder sind immer gut, aber nur wenn sie mindestens weinen, besser noch mit Hungerbauch und voller Fliegen. Es geht um Mitleid, vielmehr die Erzeugung eines solchen, in irgendeinem Wohnzimmer angefüllt mit satter Gleichgültigkeit. Nur wer an eine solche Aufgabe rangeht, ohne dass Mitleid ihn hemmt, der bekommt den richtigen Shot und seine Organisation die Kohle. Rauf auf der Karriereleiter bis in den Hubschrauber, aus dem man sich das ganze Schlamassel nur noch von oben anschauen braucht.
Also bevor ich polemisch werde zurück zu den Fakten des Selbsterlebten.

Kaum hatten die Flutwellen Zigtausende umgebracht und Hunderttausende heimatlos gemacht waren die Luxushotels in der Hauptstadt Colombo, die von der Katastrophe gänzlich verschont geblieben war, ausgebucht. Die Profis waren eingeflogen und hatten ihr Fußvolk ausschwärmen lassen, begleitet von eigenen Kamerateams und Fotografen. Es gibt auch Spezialisten für die besten „Locations“, also da wo man eben gleich sieht, dass man viel, viel Spendengelder brauchen wird, es gibt Fahrer, Übersetzer und es gibt auch welche, die bevorzugt mit sogenannten Notfallkits ausgerüstet sind. Wasser ist da drin, Milchpulver, Vitaminriegel und ich glaub auch ein Pflaster. Warum diese portionierte Überlebenserstversorgung – klingt doch toll – so teuer ist? Vermutlich weil die Rechnung der Spender bezahlt und der Hilfsprofi bei einer Firma einkauft, die zufällig der eigenen Hilfsorganisation sehr verbunden ist. Egal, hauptsache es wird geholfen und die Kinder lächeln danach dankbar in die Kamera. Zufahrt auf das Logo, alles im Kasten.

Wer aber an der Front arbeiten muss, der hat halt auch viel mit Dreck und Not zu tun, so was ist nicht immer angenehm. Freilich, am Abend geht es auch für die Fronthelfer ins Hotel, zwar keinen 5 Sterne Kasten aber immerhin. Und wer die Kohle hat, der ist wer, da wo sonst alles kaputt ist, der kann auch mal die Puppen tanzen lassen. Warum eigentlich nicht für all die Kohle auch eine kleine Gegenleistung verlangen, a bisserl Spaß muss doch sein dürfen, wenn es sonst schon so schmutzig ist. Naja, der Mensch ist halt nur ein Mensch und der Mann ist halt ein Viech, manchmal, wenn er die Macht dazu hat, da ändert auch so ein T-Shirt nichts dran.

Es sind halt Profis, die das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und wer lässt sich dann schon den Ausweis zeigen, weil nach so einer Monsterüberschwemmung oder einem Erdbeben, wer läuft da schon mit seinem Ausweis rum. Und so sind da halt auch ein paar Minderjährige reingerutscht in die Sexparty der wackeren Hilfsprofis.

In den Luxushotels in der Hauptstadt weiß man von all dem Nichts, wie auch? Und wenn da mal so ein Gerede aufkommt, sicher nur Neid der Konkurrenz weil man die besseren Bilder hat, mehr Spenden. Heute Sri Lanka, morgen Haiti und übermorgen bei den Rohinghyas in Bangladesch. So was ist nichts für Weichlinge und wo gehobelt wird...

Wenn überhaupt werden solche Dinge intern geklärt. Wehe so was dringt nach Außen, die Spender mögen das gar nicht, gar nicht, sag ich.

Aber die regen sich auch wieder ab, der Mensch vergisst schnell. Wie war das nochmal mit den UN Soldaten in Mali? Genau, längst vergessen. Allerdings wird die UN nicht von Spendengelder bezahlt, die bekommen ihr Geld sozusagen durch Zwangssteuern.

Also Freunde von OXFAM, Angriff ist die beste Verteidigung. Bei den Anderen ist noch viel mehr passiert, von wegen „Save the Cildren“. Und erste die mit dem Kreuz!

Und jetzt ist es also rausgekommen und wenn die Presse erst mal wühlt. Des einen Desaster ist des anderen Goldgrube, das gilt nicht nur an der Katastrophenfront. Spendenmissbrauch, Sexpartys, Kindermissbrauch inklusive, das sorgt für Schlagzeilen und Auflage, Zuschauerzahlen, Klicks, das ist Kohle. Oder anders ausgedrückt, des Einen Leid ist des Anderen Freud. Wer wüsste das besser als OXFAM und Co.

Klar, jetzt sind wir wieder alle schuld, ist ja viel einfacher. Irgendwie kann ja was nicht stimmen. Niemand hilft ohne Eigennutz und die haben doch alle ihre Leichen im Keller! Warum also überhaupt noch spenden?? Mal ganz abgesehen von solchen Schweinereien. Wo sind sie denn geblieben, die Hunderte von Millionen, beispielsweise in Haiti? Hat das Land nachhaltig von den Spenden, verteilt von all den Hilfsprofis, profitiert. Ja, klar, die Profis haben profitiert, darum heißen sie ja auch Profis, aber das Land, die Menschen, die Kinder?

Ich bin mir sicher, es werden ein paar Karrieren einen Knick bekommen, bei OXFAM und wer sich noch erwischen lässt und danach wird weitergemacht. Es geht um so viel Geld, um Macht, um Posten. Auf diesen Ebenen ist irgendwie alles miteinander verwoben. Wer bekommt die staatlichen Hilfsgelder zu Verteilung, wer ist vertrauenswürdig, oder war es zumindest? Die Zeche zahlen am Ende vermutlich wieder einmal diejenigen, die wirklich Hilfe brauchen und jene, die helfen, ohne Eigennutz, denen es darum geht, dass wirklich und auf Dauer Leben verbessert werden. Die werden jetzt wieder einmal mit den Profis in einen Topf geworfen. Die sind doch alle so...

Sind sie nicht!