Während meines dreimonatigen Volontariats in Little Smile wurde ich in einem der fünf Kinderhäuser, dem Moonlight House, als Matron eingesetzt. Die ersten Tage galt es einen Überblick über den Tagesablauf zu bekommen. Dies war anfangs recht verwirrend für mich, denn es war alles so neu. Hier hieß es nun durch Fragen und Beobachten das Neue zu sortieren und somit in den Alltag von Little Smile hineinzuwachsen.
Oft war es bzgl. der Sprache sehr schwierig verschiedene Dinge mit der einheimischen Betreuerin zu besprechen oder abzuklären. Hier musste ich lernen Geduld aufzubringen und andere Wege finden wie z.B. durch Beobachten das Leben in Little Smile zu erfahren oder durch Gespräche mit Bawani und Herrn Kreitmeir dem Alltag näher zu kommen.
Was es hieß als Betreuerin (Matron) zu arbeiten erfuhr ich ebenfalls durch Beobachten und durch Gespräche mit Bawani und Herrn Kreitmeir. Anfangs war zusätzlich eine Engländerin im Moonlight House, die mir auch einiges über die Aufgaben einer Matron erzählte.
Es fand dann ein Matronwechsel statt und ich merkte, dass es wichtig war eine Struktur in das Moonlight House zu bringen um einen funktionierenden Alltag für und mit den Kindern zu erleben. Zusammen mit der neuen Matron und den zwei Auszubildenden des Moonlight Houses erstellte ich einen Plan wer für welchen Bereich verantwortlich ist und was an welchen Tagen im Haus oder mit den Kindern erledigt werden muss. Auch hier musste ich feststellen, dass es meinerseits viel Geduld erforderte jeden Tag aus Neue die Verantwortlichkeitsbereiche der Matron klar zu machen und zu überprüfen ob sie von ihr ausgeführt wurden. Ich musste lernen klare Anweisungen zu geben und in die Rolle hineinwachsen, diejenige zu sein die Anweisungen geben muss. Gerade dies fiel mir Anfangs nicht leicht.
Aber nicht nur im Bezug auf die Matron musste ich mir überlegen wie die Regeln ausgeführt werden können sonder auch im Bezug auf die Kinder. Den Kindern waren zwar die vorhandenen Regeln bewusst, doch sie wurden nicht konsequent gelebt und es herrschte somit ein eher verwirrender Alltag. Ich überlegte mir für die Kinder ein Punktesystem um sie zu motivieren die Regeln zu befolgen und um die nötige Konsequenz einzuführen. Durch das Punktesystem wurde das Verhalten der Kinder reflektiert und somit bewertet. Jeden Tag wurde in eine Liste eingetragen ob das Kind "Plus" oder "Minus" erhält. Dafür wurden verschiedene Bereiche bewertet, wie z.B. ob es seine Pflichten ordentlich erledigt hat, ob es anderen Kindern hilft, ob es bei der Studytime leise ist, etc. Jeden Sonntag wurden dann geschaut ob das Kind mehr Plus als Minus hatte und bekam dann für die Woche eine Sonne oder eben nicht. Wenn ein Kind fünf Sonnen hatte wurde mit Herrn Kreitmeir vereinbart, dass es im Mainhouse übernachten durfte. Ähnlich führte ich auch das Punktesystem für "Best room" ein. Jeden Tag wurde das ordentlichste Zimmer gewählt und am Sonntag wurde gezählt welches Zimmer am häufigsten best room wurde und wurde somit zum "Best room" der Woche. Die Kinder dieses Zimmers bekamen ein Schild "Best room" an die Türe und durften sich einen Aufkleber aussuchen.
Durch diese Punktesysteme verlief der Alltag deutlich geregelter und harmonischer. Ebenso war es schön zu sehen wie die Kinder sich bemühten ihre Zimmer sauber zu halten oder jüngeren Kindern mehr zu helfen.
Auch hier erlebte ich wie schwierig es sein kann, wenn keine gemeinsame Kommunikationsebene vorhanden ist. Oft war es sehr schwierig den Kindern oder der Matron etwas zu erklären oder das Verhalten zu reflektieren. Jedoch konnte ich in solchen Momenten auf Bawani oder Herrn Kreitmeir bauen, die mir dann hilfreich zur Seite standen. Letztendlich machte ich auch die wertvolle Erfahrung, dass gerade in der Arbeit mit den Kindern Unmengen an Worten oft gar nicht erforderlich sind sondern die gemeinsamen Momente, Erfahrungen, Erlebnisse und Gesten viel mehr zählen.
Ca. vier Wochen meines Volontariats ging ich vormittags in den Montessori-Kindergarten von Little Smile. Zwei Wochen lang führte ich zusammen mit der Matron den Montessori Test durch. Dieser Test ist ein Schulfähigkeitstest der in sieben Bereiche aufgeteilt ist. Es werden Grobmotorik, Feinmotorik, Taktil-kinästhetischer Bereich, Visuelle Wahrnehmung, Auditive Wahrnehmung, Sprachentwicklung und Körperschema getestet. Dieser Test wurde bereits ein halbes Jahr vorher durchgeführt und unsere Aufgabe war es nun ihn ein zweites Mal durchzuführen um Veränderungen bei den Kindern festzustellen. Die Matron war sehr motiviert und interessiert den Test erneut durchzuführen und ich erlebte dies als eine sehr angenehme Arbeit.
Neu war es auch für mich Englischunterricht zu geben oder einen Tag lang bei der Reisernte mitzuhelfen. Auch dies waren wertvolle und interessante Erfahrungen. Gerade durch die Reisernte bemerkte ich wie selbstverständlich ich das Leben in Deutschland oft wahrnehme.
Im letzten Teil meines Berichts möchte ich von ganzem Herzen den Kindern von Little Smile, speziell den Moonlight Girls danken, dass sie mir wundervolle Momente geschenkt haben und ich hoffe, dass es für einige Kinder auch so war.
Ebenso möchte ich Bawani Danke sagen für die große Unterstützung und dass sie mir immer die Möglichkeit gab zu ihr zu kommen wenn es Fragen gab.
Ein aufrichtiges Dankeschön gilt natürlich Herrn Kreitmeir, der immer für mich da war wenn es Probleme gab und mir sehr viel erzählte um mir das Leben in Sri Lanka und somit in Little Smile verständlich zu machen. Herr Kreitmeir nahm sich viel Zeit um mir andere Projekte von Little Smile zu zeigen und kennen zu lernen. Er eröffnete mir in diesen drei Monaten viele unvergessliche Momente.
Durch Herrn Kreitmeir konnte ich wertvolle und erfahrungsreiche drei Monate erleben. Es war hier in Little Smile eine sehr bereichernde Zeit für mich in dieser "anderen" Welt. Sowohl weit weg von Familie und Freunden, eine andere Kultur die es auch erst zu verstehen gilt, die Menschen, ungewohntes Klima, Sprache und Essen machten diese Zeit erst zu dieser unersetzlichen Erfahrung!
Meine Eltern schenkten mir ein Tagebuch für die Zeit in Little Smile mit dem Zitat auf der ersten Seite: "Es ist schön zu leben, weil Leben fängt immer und in jedem Augenblick an." Leben konnte ich hier wirklich erfahren!
Simone Klatt
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Tätigkeitsbericht meines Volontariats vom 28.09.2008 bis 26.12.2008 |