Nach dem Abitur mitten hinein in eine anderes Leben! Kathrin Pfahler hat sich getraut und nach Vorbereitungsgesprächen im August 2002 für 5 Monate im Kinderdorf Little Smile gelebt und gearbeitet.
Hier einige ihrer Gedanken nach ihrer Rückkehr:
Keine einzige Sekunde bereut.....
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Nun ist es also schon wieder vorbei. Hinter mir liegt ein halbes Jahr Mit- und Erleben im Kinderdorf Little Smile auf Sri Lanka. Gelebt und mitgeholfen habe ich dort zuerst für 3 Monate
im Lucky House bei den kleinen Mädchen und dann für die restliche Zeit im Sunshine House bei den 12- 17-jährigen Mädchen. Zunächst einmal bestand meine Aufgabe darin, den Tagesablauf der Kinder in meinem Haus zusammen mit einer einheimischen Mitarbeiterin zu planen und zu gestalten. Dies bedeutete natürlich auch, dass mein Tag stets sehr früh (zwischen 5:30 und 6: 30 Uhr) mit dem Wecken der Kinder begann und doch meist auch relativ spät mit dem Zubettbringen der Mädchen endete (gegen 21:30 Uhr). Dazwischen lag ein sehr geregelter Tagesablauf mit Mitarbeitermeetings, gemeinsamen Mahlzeiten, Hausaufgaben- und Studierzeit, Mitarbeit im Kinderdorf (z.B. im Gemüsegarten) und natürlich auch Zeit zum Spielen und Reden. Besonders wertvoll war für mich auch, dass ich die Chance hatte, mich überall dort einzubringen, wo ich genügend Wissen, Begabung oder zumindest Interesse mitbrachte. So habe ich beispielsweise auch hin und wieder bei Büroarbeit geholfen, mit dem einheimischen Arzt dort Heilkräuter erfasst, Spielnachmittage zusammen mit anderen organisiert oder mit den Kinder das Haus etwas verschönert. Dadurch, dass ich unter den gleichen Bedingungen lebte und arbeitete und von mir auch ebenso Einsatz und Verantwortungsbewusstsein erwartet wurde, wie von den einheimischen Mitarbeitern, fühlte ich mich auch sehr schnell von diesen akzeptiert und so konnten wir durch lange Gespräche und gemeinsames Arbeiten viel voneinander und übereinander lernen. Natürlich gab es in diesem halben Jahr sehr viele sehr schöne Momente und Erlebnisse, die Dich unheimlich dankbar und glücklich machen. Es scheint wie ein unbegreifliches Wunder, das beinahe zu Tränen rührt, wenn Dich zum Beispiel ein Kind, das in seinem kurzen Leben schon soviel Leid und Elend erfahren musste, zum ersten Mal anlächelt. Oder es macht viel Spaß, gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern den Kindern eine Freude zu bereiten und einen Ausflug zu unternehmen. Aber ebenso habe ich in diesem Jahr auch vieles gehört, gesehen, erfahren und erlebt, was mich unendlich traurig, verzweifelt und bisweilen auch richtig wütend machte. Es war zum Beispiel nicht einfach für mich, die Eindrucke der unbegreiflichen Armut, in der viele Menschen dort leben, zu verarbeiten. Da steht man in einer kleinen Lehmhütte , in der es nichts weiter gibt als eine Feuerstelle und in der auf engstem Raum ungefähr 10 Menschen wie Tiere zusammenleben und man weiß nicht, ob man jetzt verzweifelt weinen oder wütend fluchen soll. Fast noch schwieriger allerdings war es für mich, mit solch enormen sozialen Problemen konfrontiert zu werden. Nach und nach erfuhr ich, welche Verbrechen an den Körpern und Seelen der Kinder in Little Smile zum Teil schon begangen wurden. Da gibt es Fälle von Missbrauch, Gewalt und Ausbeutung und die schmerzliche Erfahrung, von den eigenen Eltern allein gelassen zu werden. Besonders schockierend waren für mich das Selbstverständnis und das gesellschaftliche Ansehen der Frauen dort. Lernen musste und durfte ich hierbei vor allem, dass man nicht Mauern, die Jahrhunderte lang in den Köpfen der Menschen aufgebaut wurden, von heute auf morgen einreisen kann, so wie ich das manchmal gern gewollt hätte, aber dass langsam und Schritt für Schritt einzelne Steine abgetragen werden können. Abschließend kann ich nur sagen, dass ich keine dieser Erfahrungen, weder positive noch negative, missen möchte. Denn durch schöne, aber vor allem eben auch durch traurige und deprimierende Erlebnisse lernt man unheimlich viel über die Menschen und das Leben dort, aber vor allem auch über und für sich selbst und das eigene Leben. Little Smile fordert viel, als Mitarbeiter wird hundertprozentiger Einsatz und volles Engagement gefordert, aber dafür gibt es auch wahnsinnig viel zurück. Ich habe die Zeit dort und all die Kraft und all die Liebe, die ich dort gelassen habe, noch keine einzige Sekunde bereut und bin dankbar für jeden Tag. |