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Phase 60: Juli bis September 2014
Ob mit dem Three Wheeler oder dem Van, ob es ins Krankenhaus oder zum Einkaufen in eine der benachbarten Städte geht, auf Annkathrin Blank ist auch als Fahrerin Verlass. Am Anfang war es nicht einfach, sich an den Fahrstil und all die Verkehrsteilnehmer, einschließlich Hunden und Kühen zu gewöhnen. Aber nach mehr als neun Monaten in dieser anderen Welt weiß die Fränkin, dass man fast alles kann, wenn man es wirklich will.
Statt zum Shoppen in den Urwald! Einmal in jeder Woche haben die Betreuerinnen ein paar Stunden gemeinsam frei und wenn, wie Anfang Juli, Michael Kreitmeir einen Kurztrip in den Urwald vorschlägt, gibt es bei den jungen Damen kein Murren, im Gegenteil. Begeistert wird an Lianen geschaukelt, geklettert und selbst wilde Elefanten können die Gruppe aus dem Kinderdorf nicht erschrecken.
Die Trockenzeit nähert sich ihrem Höhepunkt, Wasser wird überall knapp, Temperaturen über 35 Grad keine Seltenheit. Kein Wunder, dass jede Chance genützt wird, sich Abkühlung zu verschaffen. Und wer, wie unsere Jungs oben auf dem Berg wohnt, wo Wasser immer ein kostbares Gut ist, der flippt regelrecht aus, wenn man Gelegenheit bekommt, sich in die Fluten zu stürzen, wie hier in Rajagiri.
Mitte Juli kamen Bilder an, gemalt von der 5c des Gymnasiums in Raubling (siehe auch Bild des Monats Juli). Es war eine wunderbare Idee, mit Pinsel und Farben einen Bogen zu spannen, Kinder aus so unterschiedlichen Welten zu verbinden.
Spontan setzten sich viele der Little Smile Kinder hin, um den Kindern aus Oberbayern zu antworten und auch sie ließen Bilder sprechen. Hatten die Bayern noch ein Kinderdorf gemalt mit Kirchtürmen, Seilbahnen und Schnee auf den Gipfeln der Berge, wollen die Kinder ihr Zuhause, das Kinderdorf Mahagedara abbilden, mit Weiher, Badeplatz, vielen Häusern, Affen und Elefanten.
Die Zeit vergeht, mehr als die Hälfte des Jahres 2014 ist bereits Vergangenheit und aus Kindern werden Leute, wenn auch nicht über Nacht, sondern von Geburtstag zu Geburtstag. Mitte Juli konnten Lahiru (links) und Amile ihren 16. Geburtstag, zusammen mit den anderen Jungs und ihrer Ersatzmutter Bawani in Hill Top feiern. 12 dieser 16 Jahre hat Lahiru in Little Smile verbracht.
Michael Kreitmeir war und ist es ein großes Anliegen, die Arbeit des Ordens der Franziskaner in Sri Lanka zu unterstützen. Doch Gehorsam, Ehelosigkeit und Armut sind keine Tugenden, die Massen anziehen. Einer der wenigen jungen Brüder des Ordens ist Austin, der im Bubenheim auf Hill Top praktische Erfahrung in der Arbeit mit Jugendlichen sammeln konnte. Eindrucksvoll für uns alle das Bekenntnis dieses jungen Mannes zu den franziskanischen Regeln zu Beginn unserer gemeinsamen sonntäglichen Andacht.
195 Rupees kostete ein Sack Zement, als Michael Kreitmeir im Jahr 1999 die ersten Kinderhäuser gebaut hat. Nicht nur für Zement haben sich die Kosten verfünffacht, alles ist viel teurer geworden und die Preise steigen in Sri Lanka unaufhaltsam weiter. Also besser heute als morgen bauen, auch wenn der Leiter von Little Smile nach 15 Jahren pausenlosem Baustress wenig Lust hat auf all die damit verbundenen Schwierigkeiten. Doch mehr und mehr Aufgaben erfordern immer weitere Anstrengungen, wie hier den Bau eines Ausbildungszentrums in Dikkapitiya.
Seit das ehemalige Little Smile Kind Saradha (hintere Reihe ganz rechts im grünen Sari) in Buttala das Sagen hat, ist der Erfolg zurückgekehrt in unser Ausbildungszentrum für traditionelle Medizin. 12 ehemalige Studenten konnten 2014 mit Erfolg das Examen zum traditionellen Arzt ablegen, zahlreiche neue Studenten wurden aufgenommen. Freilich wird die Region von einer schweren Dürre geplagt, seit mehr als sechs Monaten gab es keinen nennenswerten Niederschlag mehr.
Seit acht Jahren arbeitet Karuna als Schnitzlehrer im Kinderdorf. Seit mehr als einem Jahr jedoch widmet sich der Künstler, bei dem das Schnitzen seit vielen Generationen in der Familie gepflegt wird, einem Zyklus von Reliefs. Nach dem Thema Mensch und Natur, sowie Mensch und traditionelle Medizin ging es in seiner dritten Arbeit um das Kinderdorf. Nach mehr als drei Monaten zeigte Karuna (im Vordergrund rechts), wie er die Arbeit von Little Smile mit und für Kinder sieht.
Wenn in Europa Ferien sind, machen viele aus Deutschland Urlaub in Sri Lanka. So mancher findet den Weg in die Berge und nach Mahagedara und begegnet hier einer völlig anderen Welt, einer Welt, in der die Bedürfnisse von Kindern, ihre Rechte und ihr Wohlergehen im Mittelpunkt stehen. Für Chaturi, die einst auch in einem Kinderheim in Sri Lanka aufgewachsen ist und heute in der Schweiz lebt, bedeutete der Besuch in Little Smile eine ergreifende Begegnung mit einem Teil ihrer eigenen Geschichte.
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