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Phase 44: Juli bis September 2010

Und wieder wurden wir enttäuscht! Im Norden von Kalmunai sollte eine Internationale Schule gebaut werden, für die Schwestern des Karmel Konvents. Doch leider hat der von den Schwestern empfohlene Bauunternehmer nach fünf Monaten die Baustelle im Stich gelassen, nachdem er ein paar Großaufträge der Regierung ergattern konnte. „Irgendwie werden wir das trotzdem fertig stellen“, verspricht Michael Kreitmeir den Schwestern bei einem Besuch Anfang Juli.
Es fällt immer schwer, sich von einem Kind zu trennen und sei es nur für zwei Jahre. Divia will ihr Abitur machen, für Tamilen in der Region von Koslanda unmöglich. Also bringt sie Michael Kreitmeir zu befreundeten Klosterschwestern, die in Batticaloa an der Ostküste ein Internat mit einer großen Schule betreiben. Für Divia beginnt dieser neue Lebensabschnitt mit ein paar Tränen des Trennungsschmerzes.
Sie haben es sich gegenseitig versprochen als hier noch der Bürgerkrieg tobte. Nun zeigen die Mädchen des „Sternstundenhauses“ in Palugamam stolz ihrem Lokuthatha, was sie im Garten gepflanzt haben. Bananen, Mangos und Papaya sollen wachsen, wo lange Zeit Angst und Gewalt herrschten.
Und plötzlich kam aus irgendeinem Ministerium die Verordnung, dass Schulkinder bis zur 4. Klasse mit langen Hosen und Jacken in den Unterricht kommen müssen, als Schutz vor dem grassierenden Dengue-Fieber. Am Morgen vor dem Schulgang sind die Kinder noch stolz aber dann, wenn die Quecksilbersäule unaufhaltsam klettert … Und dass die Moskitos nicht doch einen Weg finden, ist zu bezweifeln. Auch Fragen, warum tamilische Schulen dieser Verordnung nicht unterliegen und die älteren Kinder „schutzlos“ bleiben, ja warum nicht einfach all der Müll um die Schulen gemeinsam weggeräumt wird? Solche Fragen sind nicht willkommen, also müssen die Kleinen schwitzen und wir zählen gemeinsam die Tage bis zu den Sommerferien.
Endlich haben wir es einmal geschafft. Mehr als 200 Kinder und Mitarbeiter mit ihren Familien machten sich mit zwei Bussen auf zum großen Festival in Kataragama, das immer im Juli stattfindet. Im Mittelpunkt des knapp dreiwöchigen Spektakels stehen die heiligen Elefanten. Nie zuvor waren so viele Menschen an die Südspitze der Insel gekommen, um zu beten, zu feiern und die Prozession und da besonders die Elefanten zu bestaunen.
Wo sich Tausende von Menschen drängen, da ist die Aussicht für die Kleinen bekanntlich nicht besonders gut, außer man hat Schultern auf die man klettern kann. Und so waren Brigitte Härtung und Michael Kreitmeir als Träger und Aussichtstürme bei den Kleinen so begehrt, dass der Platz mit Fernblick im Fünf-Minutentakt getauscht wurde, damit jeder der Winzlinge mal einen Blick auf die farbenprächtige Prozession werfen konnte.
Sie heißt Loku, das bedeutet „Große“ und ist doch winzig klein, die neue Hundedame im Kinderdorf. Loku ist ein echtes Findelkind vom Müll und war halbtot, bis sich Samantika des kleinen Wesens erbarmte und es langsam hochpäppelte. Samantika hat mit Hunden Erfahrung, ist im Kinderdorf bereits seit einem Jahr für unsere Schäferhunddame „Rocky“ verantwortlich. Also hat Loku gute Chancen, nicht nur die ersten Monate zu überstehen.
Fast alle Betreuerinnen waren selbst als Kinder hier und mussten sich der großen Verantwortung stellen, für die kleinen Geschwister da zu sein, ganz einfach weil draußen kaum Jemand zu finden ist, der mit Disziplin und Liebe für die Kinder da ist. Ab und zu freilich sollte man einfach auch mal DANKE sagen und den jungen Damen eine kleine Freude machen. Mal ist es ein kleiner Ausflug, ein gemeinsames Essen oder, wie hier, Modeschmuck, den uns ein Gast einmal geschenkt hat, der Freude macht und motiviert.
18 Jahre jung wird man nur einmal im Leben! Und auch wenn das für jeden anderen Geburtstag genauso gilt, der 18te ist was besonderes, man wird, zumindest theoretisch, erwachsen. Mehr als zehn Jahre ist es her, dass uns ein kleiner, unglaublich dürrer Knabe mit abstehenden Ohren gebracht wurde. Der Vater war für wenige Rupien erschlagen worden. Heute ist Damit (in der hintersten Reihe neben der Betreuerin Bawani) ein junger Mann, der sich auf sein Abitur vorbereitet, Schulsprecher und ein ausgezeichneter Marathonläufer ist. Das Bild entstand bei der kleinen Geburtstagsfeier oben auf Hill Top im Bubenhaus.
Little Smile ist nicht mehr zu übersehen, auch nicht für die politisch Verantwortlichen, wie den Minister Udith Lokubandara. Tief beeindruckt zeigte er sich bei seinem Besuch im Kinderdorf von der Sauberkeit, der Ordnung und den Gebäuden, am Meisten aber von der Freude, die ihm aus jedem Kindergesicht entgegenstrahlte.
Am 17. August beginnt das bisher dunkelste Kapitel in der Geschichte von Little Smile mit der Verhaftung des Gründers und Leiters Michael Kreitmeir. Während sein Sohn Manuel, der ebenfalls verhaftet wurde, am nächsten Tag freikommt, wird Michael Kreitmeir acht Tage ins Gefängnis gesteckt. Wie durch ein Wunder kommt er am Abend des 25. August frei, hier vor den Gefängnismauern mit seinem Sohn Manuel und dem lokalen Manager Anton.
Sie kamen von weit, um Michael Kreitmeir im Gefängnis beizustehen, ungeachtet ob sie sich selbst damit in Gefahr bringen könnten. Die Karmeliterinnen aus Kalmunai und die Franziskaner unterstützten den Little Smile Gründer durch dieses so wichtige Zeichen der Solidarität und durch ihr Gebet. Kaum in Freiheit traf sich Michael Kreitmeir mit den Schwestern und Brüdern.
Genau ein Monat nach der Verhaftung kehrt Michael Kreitmeir freiwillig ins Gefängnis zurück, um sein Versprechen einzulösen. Er bringt den Gefangenen nicht nur einen traditionellen Leuchter und einen Fernseher mit. Sein Besuch ist das größte Geschenk, denn er macht deutlich, dass man Wort halten kann, auch ohne Eigennutz.
Acht lange Tage und neun noch längere Nächte haben sie eine winzige Zelle geteilt. Gerade in den ersten Tagen waren es die Mitgefangenen, die Michael Kreitmeir Mut gemacht haben. „Wehr dich nicht, versuche gelassen zu bleiben, sonst zerbrichst du hier!“ Nun wird sich Michael Kreitmeir bei allen um ein gerechtes Verfahren kümmern, das hat er nicht anderen aber sich selbst versprochen.
An seinem Geburtstag, dem 18. September macht sich Michael Kreitmeir ein besonders Geschenk, indem er Andere beschenkt, in diesem Fall die Franziskaner in Sri Lanka. Ein wunderbarer Flecken Erde mit unglaublich schöner Fernsicht, einem großen Haus, einer Teeplantage und vielen alten Bäumen wird zum ersten Noviziat der Franziskaner in Sri Lanka werden.
Mikel und Robin haben am gleichen Tag Geburtstag wie ihr Lokuthatha, Mikel ist sogar in der selben Stunde geboren, auch wenn einige Jahre dazwischen liegen. Also wird Jahr für Jahr auch gemeinsam gefeiert.
Auch wenn die Jungs, die älter als 12 Jahre sind, ein paar Kilometer oberhalb des Kinderdorfes auf Hill Top leben, so besucht Michael Kreitmeir doch regelmäßig seine Großen, denn auch sie gehören zur Little Smile Familie.
Donald und Thomas kamen, um für Stern TV zu recherchieren und zu drehen. Drei Tage lang erlebten sie intensiv die Welt von Little Smile und von Michael Kreitmeir – sie kamen als Journalisten und sie gingen als Freunde.