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Phase 43: April bis Juni 2010

Die 13jährige Vinita fand das Leben so bedrückend, dass sie zwei Mal versuchte, sich umzubringen. Seit sechs Monaten hat sie nun in Little Smile Zuflucht gefunden und hier wieder gelernt ein fröhliches Mädchen zu sein. Am Morgen des singhalesischen Neujahrtages strich auch ihr „Lokuthatha“ mit einem besonderen Öl über das Haar, auf dass dieses Jahr ihr und allen anderen Kindern in Little Smile viele frohe Momente schenken möge.
Das passiert auch nicht alle Tage: Während der Neujahrstage kam auch Sandaruan, der hier vier Jahre gelebt hat, zu Besuch. Er heißt jetzt Chandraratne und lebt als Mönch in einem buddhistischen Kloster. Hier aber wurde er für einige Momente wieder der Lausbub, den wir kennen. Lächelnd nahm der den vierjährigen Ragu auf den Arm.
Die Not macht keine Feiertage und so klopften gerade auch um die Neujahrstage viele Hilfesuchende an unser Tor. Monatelang hat diese Mutter mit drei Kindern auf die Rückkehr des Mannes gewartet. Nun hat sie nicht mehr als die wenigen Kleider auf dem Leib. Der Regen hat auch noch ihre armselige Behausung weggespült. Nun weiß sie auch nicht mehr wohin.
Von den Eltern im Stich gelassen, vom Schicksal auseinander gerissen und nun endlich in Little Smile wiedervereint: Krishnaweni ist überglücklich ihre jüngere Schwester Saroja endlich wieder gefunden zu haben.
Auch in unserem Zentrum für traditionelle Medizin in Buttala wurde gemeinsam das alte Jahr verabschiedet und das Neue begonnen. Lehrer und Studenten wollen auch im buddhistischen Jahr 2554 ihren Beitrag dazu leisten, dass die alte Kunst des Ayurveda nicht in Vergessenheit gerät.
Mit viel Getöse wurde in Sri Lanka Wahlkampf regelrecht zelebriert. Nach der Präsidentenwahl ging es gleich weiter mit der Wahl zum Parlament. Wie wohl in jedem Wahlkampf wurden auch hier die Sterne vom Himmel versprochen. Doch wer ließ all den großen Worten bisher auch Taten folgen? Wo ist diese seit dem militärischen Sieg überall propagierte Liebe zu Sri Lanka in Aktionen denn ablesbar? Michael Kreitmeir gilt vielen als Fremder, ist als Weißer grundsätzlich verdächtig. Doch ist Liebe zu einem Land und seinen Menschen, besonders den Hilfsbedürftigen, nicht eine Frage der Taten?
Auch vor dem „Haus der Geborgenheit“ nahmen Betreuer, Lehrer und Kinder Aufstellung, um kurz vor Neujahr mit einem kleinen Fest DANKE zu sagen in Richtung Little Smile und all die Menschen, die diesen Ort im Zentrum der Stadt Galle möglich machen.
Die Säulen wachsen zwar nicht in den Himmel jedoch stetig nach oben. Auch im Friedens- und Begegnungszentrum in Pilane bei Galle bleibt die Zeit nicht stehen. Ab Mitte April konzentrieren wir hier fast all unsere Kräfte im Baubereich, damit auch diese letzte Großbaustelle noch im Jahr 2010 fertig wird.
Nachdem es wegen der Bürgerkriegsunruhen viele Jahre lang eher unruhig war, kamen im März und April wieder treue Unterstützer aber auch neue Freunde, um mit eigenen Augen zu sehen, was ein kleines Lächeln auch in schwierigen Zeiten vermag.
Fast auch schon eine Tradition: Seit seinem dritten Lebensjahr besucht Marco Kreitmeir in den Osterferien seine Little Smile Geschwister und schaut nach, was sein Papa in dem fernen Land wieder so alles gemacht hat. Mit seinen 14 Jahren hat er seit dem letzten Jahr einen gewaltigen Wachstumsschub gemacht, der nicht nur seinen Vater verwundert sondern die Mädls hier sehr beeindruckt.
Pavitra stahlt an ihrem 12. Geburtstag und hält stolz ihre jüngste „Little Smile Schwester“ im Arm. Auch Nahindra hat Geburtstag. Als sie nur wenige Tage alt ins Kinderdorf gebracht wurde, war der Säugling bereits von Unterernährung, Verwahrlosung und Krankheiten gezeichnet. Ein Jahr Fürsorge und Liebe haben auch hier ein kleines Wunder vollbracht.
Diva weiß, was es heißt, alleine zu sein. Nach dem Tod des Vaters musste sie ihre Mutter mit nur fünf Jahren zu Verwandten geben, wo das Mädchen nicht viel zu lachen hatte. Nachdem dann die Mutter Arbeit im Kinderdorf gefunden hatte, konnte sie ihre Älteste nachholen. Sechs Jahre später kümmert sich die 17jährige um den kleinen Ragu und vier weitere Jungs im Vorschulalter.
Wer wird wohl die Nächste?
Nun Bawani war noch gar nicht auf unserer Rechnung, aber das kümmerte die 12jährige wenig. Am selben Tag wie Clara kam auch bei Bawani die erste Blutung und in Sri Lanka bedeutet dies ein großes Fest, für uns diesmal gleich im Doppelpack.
Gerade mal 30 Jahre alt und doch vom Leben gezeichnet wie eine alte Frau. Als Madushanis Mutter zu Besuch kam und die Beiden so nebeneinander saßen, da wurde überdeutlich, was für ein Glück Madushani hat, vor drei Jahren hier im Kinderdorf Zuflucht gefunden zu haben. Der größte Wunsch der 15jährigen: Sie will lernen und Ärztin werden und eines Tages ihrer Mutter und ihren Geschwistern helfen.
Das war vielleicht eine Aufregung, als die elfjährige Meloni plötzlich spurlos in der Schule verschwand. Überall haben wir gesucht, in der Nach gebetet und dann ist das Mädchen tatsächlich wieder aufgetaucht, mehr als 200 Kilometer entfernt am Rande der Großstadt Colombo. Ein guter Schutzengel hatte die kleine Ausreißerin, die ihre Mutter suchte, beschützt. Das Mädchen will einfach nicht wahrhaben, dass nach dem Vater auch die Mutter gestorben ist.
Michael Kreitmeir brachte Meloni zurück an den Ort, der auch für sie bald zur Heimat werden wird.
Radika könnte auch irgendwo in Südamerika den Hut schwingen, den sie sich für ein Theaterstück vom Lokuthatha ausgeliehen hat. Das tamilische Mädchen brauchte fast zwei Jahre, um hier in Little Smile ihr Lächeln wieder zu finden. Und jetzt scheint sie einiges nachholen zu wollen – und das ist gut so!
Gerade in der UVA-Provinz gibt es noch viele Regionen, in denen die Menschen sehr einfach leben, oft ohne Strom und jede Chance auf Bildung. Die Regierenden in Colombo scheinen da Lichtjahre entfernt. Gerade in solchen Regionen ist Michael Kreitmeir oft der Einzige, der ein Ohr hat für die Sorgen der Menschen. Manchmal kann Little Smile dann zusammen mit buddhistischen Mönchen einiges erreichen, wie hier den Bau einer kleinen Schule.